Rolex knackt die 10-Milliarden-Franken-Grenze – aber der große Gewinner im Jahr 2023 heißt (Moon)Swatch

Der Jahresbericht von Morgan Stanley über den Zustand der Schweizer Uhrenindustrie, der mit Unterstützung des Genfer Beratungsunternehmens LuxeConsult erstellt wird und auf Schätzungen beruht, wird jedes Jahr aufs Neue mit Spannung erwartet und in der Branche viel beachtet.

Nun ist er erneut in den Posteingängen der Branche gelandet und zeigt, dass der Rolex-Umsatz im Jahr 2023 um neun Prozent auf 10,1 Milliarden CHF gestiegen ist – das hat zuvor noch keine Schweizer Uhrenmarke geschafft. Im Jahr 2019 betrug der geschätzte Umsatz noch 5,2 Milliarden CHF.

10 Milliarden Umsatz entsprechen in etwa einem Verkaufswert von 15,15 Milliarden CHF. Der Bericht geht davon aus, dass die Marke damit im Einzelhandel einen weltweiten Marktanteil von 30 Prozent hat. Daran kommt ebenfalls keine andere Luxusmarke – nicht nur aus dem Uhrenbereich – heran.

Er ist auch höher als der der nächstgrößeren Marken zusammen: Cartier (8 %), Omega (7 %), Patek Philippe (6 %), Audemars Piguet (5 %) und Richard Mille (3 %).

Den größten Zuwachs konnte 2023 jedoch Swatch verzeichnen. Es ist die seit der Einführung der „MoonSwatch“ im Jahr 2022 im zweiten Jahre in Folge die am schnellsten wachsende Schweizer Marke.

Source: Morgan Stanley and LuxeConsult research. Graphs created by WatchPro include data from previous Morgan Stanley research that in some cases has been revised since publication.

Der Umsatz von Swatch stieg im vergangenen Jahr um sage und schreibe 63 Prozent auf 660 Millionen CHF. Und seit 2021 hat sich der Umsatz von 214 Millionen CHF bis 2023 mehr als verdreifacht.

Die „MoonSwatch“ wurde nicht nur ins Leben gerufen, um den Verkauf von Swatch-Uhren anzukurbeln und mehr Kunden in Swatch-Läden zu locken, da man MoonSwatches nicht online kaufen kann. Mit ihr verbunden war auch das Kalkül, einer neuen Generation das „Speedmaster“-Modell der Swatch-Group-Marke Omega schmackhaft zu machen.

Fast zwei Jahre nach der Lancierung der „MoonSwatch“ gibt es Hinweise darauf, dass diese Strategie aufgegangen ist. Nach Schätzungen von Morgan Stanley stiegen die Omega-Verkäufe im Jahr 2023 um fünf Prozent. Der Bericht stellt außerdem fest, dass Omega erhebliche Fortschritte dabei gemacht hat, seine Abhängigkeit von Verkäufen auf dem unruhigen chinesischen Markt zu verringern und sich stärker auf das zuverlässigere amerikanische Territorium konzentriert.

Morgan Stanley weist auch auf die Bedeutung von Omega für den Konzernumsatz und den Konzerngewinn der Swatch Group hin. Es wird geschätzt, dass die Marke 39 Prozent des Konzernumsatzes und rund 60 Prozent des Gewinns erwirtschaftet.

Eine weitere Swach-Group-Marke entwickelt sich auf Grundlage eines Modells ebenfalls gut. Tissot konnt den Umsatz dank der „PRX“ von 750 auf 825 Millionen CHF steigern und konnte nach einem Absturz um vier Plätze im Ranking 2022 der Top 20 der Schweizer Uhrenmarken im vergangenen Jahr wieder zwei Plätze gut machen.

Aber auch bei anderen läuft es gut. So hat Vacheron Constantin (Platz 8) erstmals mehr als eine Milliarde CHF Umsatz erwirtschaftet, und Cartier (Platz 2) hat die drei Milliarden-Grenze überschritten.

Interessant ist auch der Blick auf die Verschiebungen auf den anderen Rängen. Der Klassenprimus Breitling, der von 2017 bis 2022 zehn Plätze gutmachen konnte, stagnierte im vergangenen Jahr auf Platz 10.

Und auch bei Longines läuft es nicht rund. Die Swatch-Group-Marke verharrte auf Platz 7, 2019 belegte sie noch den vierten Platz in der Top 20. In der Zeit sank der Umsatz von 1.650 auf 1.110 CHF.

Umsatz ausgewählter Schweizer Uhrenmarken im Jahr 2023

  • Rolex: 10,1 Milliarden CHF
  • Cartier-Uhren: 3,1 Milliarden CHF
  • Omega: 2,6 Milliarden CHF
  • Audemars Piguet: 2,35 Milliarden CHF
  • Patek Philippe: 2,05 Milliarden CHF
  • Richard Mille: 1,54 Milliarden CHF
  • Longines: 1,11 Milliarden CHF
  • Vacheron Constantin: 1,1 Milliarden CHF
Source: Morgan Stanley and LuxeConsult research. Graphs created by WatchPro include data from previous Morgan Stanley research that in some cases has been revised since publication.

Unabhängige Marken gewannen Marktanteile, indem sie schneller wuchsen als die Marken unter den Konzernschirmen LVMH, Richemont und Swatch Group.

Sie steigerten ihren Umsatz um 17 Prozent und sind mit insgesamt neun Milliarden CHF nun nahe daran, Umsätze in der Größenordnung von CHF 10,6 Milliarden von Rolex/Tudor zu erwirtschaften.

Rolex steigerte zusammen mit seinem Schwesterunternehmen Tudor den Umsatz um acht Prozent, während der Umsatz der Swatch Group um 5,4 Prozent stieg, das Portfolio von Richemont verzeichnete einen durchschnittlichen Anstieg von 3,7 Prozent und der LVMH-Uhrenumsatz ging um drei Prozent zurück.

Die zu LVMH gehörenden Marken Hublot und TAG Heuer gehörten im vergangenen Jahr mit einem Umsatzrückgang von zehn beziehungsweise 16 Prozent zu den Schlusslichtern.

Source: Morgan Stanley and LuxeConsult research. Graphs created by WatchPro include data from previous Morgan Stanley research that in some cases has been revised since publication.

Hermès, Louis Vuitton und Chanel beweisen, dass High Fashion und Haute Horlogerie unter einer einzigen Marke koexistieren können (potenziell eine gute Nachricht für Louis Vuitton, das seine Uhrenproduktion ausbaut).

Der Umsatz von Hermès stieg um 14 Prozent auf 593 Millonen CHF, der Umsatz von Chanel stieg um 45 Prozent auf 400 Millionen CHF, und die Uhren von Louis Vuitton erzielten einen Umsatz von 162 CHF, was einem Anstieg von 25 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht.

Die Uhrmachersparte von Kering gebührt ein besonerer Blick. Im Jahr 2022 verkaufte das Unternehmen Girard-Perregaux und Ulysse Nardin an das Managementteam und musste dann zusehen, wie diese Marken im vergangenen Jahr um rund fünf Prozent wuchsen. Gleichzeitig musste die einzige verbliebene Uhrenmarke, Gucci, im Jahr 2023 einen Umsatzrückgang von 54 Prozent hinnehmen.

Weitere bemerkenswerte Zahlen aus den Schätzungen von Morgan Stanley sind die Zunahme unabhängiger Unternehmen mit geringem Volumen. Der F.P.-Journe-Umsatz wird nun auf 98 Millionen CHF geschätzt, dreimal so hoch wie im Jahr 2021.

Mit einem Umsatz von 93 Millionen CHF schaffte H. Moser & Cie. erstmals den Sprung in die Top 50 der Schweizer Uhrenhersteller. Jacob & Co. wird mit einem Umsatz von 146 Millionen CHF zufrieden sein, was einer Steigerung von 12 Prozent gegenüber 2022 entspricht.

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