Maurice Lacroix und die Nachhaltigkeit: Zehn Millionen für eine neue Kollektion

Die Schweizer Marke präsentiert die „Aikon #tide“ aus recyceltem Kunststoff.

Und Plastikflaschen sind die Währung. Richtig, es geht um #tide ocean material auf Basis von Kunststoffen, die aus dem Meer gefischt wurden. Daraus hat Maurice Lacorix zehn neue „Aikon“-Modelle realisiert und hat so das Thema Nachhaltigkeit in die Markenphilosophie integriert.

Und obwohl sich das #tide ocean material in Uhrenkreisen bereits großer Beliebtheit erfreut, befindet sich der Prozess der Beschaffung und Herstellung noch „in den Kinderschuhen“, sagt CEO Stéphane Waser. Die Technologie sei aber mittlerweile so weit fortgeschritten, dass man nicht länger auf der Verwendung des nachhaltigen Materials für eine eigene Kollektion warten wollte. Das, weshalb man bei der Wahl der Markenbotschafter nicht unbedingt auf deren Bekanntheit setzt und vieles mehr, verriet Waser im Gespräch mit WatchPro.

WatchPro: Nachhaltigkeit ist eines der großen Themen im gesamten Konsumgüterbereich. Nachdem es eher zögerlich in der Uhrenbranche Fuß fasste, ist es nun in aller Munde, unabhängig von Positionierung oder Preissegment der Marke. Warum hat es Ihrer Meinung nach gerade im Mechanikbereich – der ja geradezu prädestiniert ist für das Thema – auch solane gedauert, bis es Teil der Markenpolitik viele Hersteller wurde?

Stéphane Waser: Es ging nicht darum, dass es die Industrie nicht interessierte, es war vielmehr die Technologie, die fehlte und die heute noch teilweise in den Kinderschuhen steckt.

Vieles befindet sich noch in der Prototypen- und Forschungsphase, die Prozesse sind noch nicht ausgereift, und es gibt noch kaum Erfahrungswerte über die Qualität der Materialien und zu de Technologien.

„Die Industrie ist noch in der Lernphase, wichtig ist aber, irgendwann damit zu starten.“

Mit unserer „Aikon #tide“ bieten wir Gehäuse, Schließe und bald auch Bänder aus diesem neuen Material.

WatchPro: Und sie launchen gleich eine ganze Kollektion. Was zeichnet diese aus?

Stéphane Waser: Mit der neuen Kollektion möchten wir ganz klar die Zielgruppe Gen Z erreichen, für welche das Thema Nachhaltigkeit eben sehr wichtig ist. Neben einem erschwinglichen Preis bietet die neue Kollektion auch einen auffälligen Look, bleibt somit nicht unbemerkt und ist gleichzeitig eine Schweizer Qualitätsuhr. 


Die „Aikon #tide“ verfügt über die gleichen Merkmale wie andere Uhren der Familie, allerdings besteht die #tide aus Upcycling-Plastik aus dem Ozean kombiniert mit Glasfasern.

Der daraus entstandene Verbundstoff ist doppelt so hart wie gewöhnliches Plastik, fünfmal widerstandsfähiger und seine Kohlenstoffbilanz liegt sechsmal unter der von PET. Die Lünette, das Gehäuse, der Gehäuseboden, die Krone, das Endstück und die Schließe des neuen Modells bestehen aus diesem Verbundmaterial. 17 Flaschen sind nötig für die Herstellung der Uhr und ihrer Verpackung, die zu 100 Prozent aus #tide-Material besteht.


 

WatchPro: Warum haben Sie sich für die Zusammenarbeit mit Tide Ocean entschieden?

Stéphane Waser: Wir haben uns für die Zusammenarbeit entschieden, weil wir vom ganzen Konzept begeistert sind. Gemeinsam mit #tide werden wir zehn Millionen Plastikflaschen aus dem Meer rund um verschiedene thailändische Inseln, Indonesien und die Philippinen holen.

Das erfordert ein großes finanzielles Investment unsererseits, das sich in viele einzelne Aktionen aufteilt.

So sponsoren wir beispielsweise Plastiksammelaktionen, zahlen für neue Longtail-Boote und Lagerhäuser, fördern Bildungsprogramme und finanzieren verschiedene Arten von Ausrüstung.

 

WatchPro: Wie wirkt sich die Verwendung von #tide auf Produktion, Qualität und Kosten der Uhren aus?

Stéphane Waser: Nach einem Jahr Entwicklung verfügen wir nun endlich über ein Material, das fünfmal resistenter und zweimal härter ist als Plastik. Dazu meistern wir heute einen Produktionsprozess, der uns absolute Präzision in der Herstellung der Komponenten garantiert.

„Somit beherrschen wir das Material #tide wie den Edelstahl in unseren Uhren.“

Auch auf der Kostenseite sind die Preise sehr ähnlich, weil die Beschaffung sowie die Herstellung von #tide noch ein Prozess ist, der in den Kinderschuhen steckt.

 

WatchPro: Beschränkt sich Maurice Lacroix in Sachen Nachhaltigkeit allein auf diese eine Kollektion, oder gibt es auch ganz allemeine Nachhaltigkeitsbemühungen im Unternehmen?

Stéphane Waser: Wir schauen nicht nur bei dieser einen Kollektion, sondern auch bei anderen bestehenden Produkten immer wieder nach nachhaltigen Ansätzen. Ferner betrifft dies nicht nur die Produktion, sondern gilt abteilungsübergreifend für das gesamte Unternehmen.

Wir schauen beispielsweise beim Thema Verpackung genauso nach nachhaltigen Ansätzen wie bei Marketingmaterialien und hinterfragen auch deren Produktion. Zudem steigen wir in diesem Jahr, was unsere Fahrzeuge für den Außendienst angeht, auf „hybrid“ oder „E-Modelle“ um.

WatchPro: Wie langfristig ist Nachhaltigkeit bei Maurice Lacroix gedacht?

Stéphane Waser: Wichtig ist nicht die Frage wie langfristig, wichtiger ist die Frage, ab wann startet ihr und was macht ihr konkret. Ab dem Moment des Starts, gibt es auch keinen Weg mehr zurück.

WatchPro: Im Dezember letzten Jahres haben Sie gesagt, dass die Punkte Digitalisierung und CPO junge Käufergenerationen dazu inspirieren, sich mit mechanischen Swiss-made-Uhren zu beschäftigen. Ist die Nachhaltigkeit ein dritter Punkt, mit dem man vor allem junge Leute erreichen kann?

Stéphane Waser: Das ist durchaus der Fall. Für die Generation Z, aber auch für die Millennials ist das Thema Nachhaltigkeit schon seit längerer Zeit ein großes Thema und gewinnt sogar bei den täglichen Kaufentscheidungen immer mehr an Bedeutung.

Unsere komplette Marketingkampagne „That’s what a drop makes“ ist darauf ausgelegt, dass dies für uns nur ein „kleiner“ Beitrag ist, sozusagen ein Tropfen, den wir leisten, um die Ozeane sauberer zu machen und so die Erde ein kleines bisschen zu verbessern.

WatchPro: Apropos Marketing. Da ist Maurice Lacroix derzeit in Sachen Sponsoring/Zeitnahme/Markenbotschafter besonders in Bereichen von eher weniger großen Sportarten aktiv beziehungsweise in solchen, bei den Lifestyle mindestens so wichtig ist wie die Leistung. Warum nicht eine große Sportart mit Millionen von Anhängern auf der ganzen Welt?

Stéphane Waser: Wir haben uns bewusst für solche Sportarten entschieden, die sich in den Städten abspielen, um den urbanen Gedanken unserer Produkte und Marke aufzugreifen.

Wir möchten in den Städten sein, den urbanen Puls spüren und somit auch nah an unserer Zielgruppe sein. Zudem untermauern wir mit den gewählten Sportarten auch die Partnerschaften mit unseren Friends of the brand, die zu einem Großteil aus leidenschaftlichen Sportlern und Tänzern bestehen.

„Auch hier geht es uns nicht darum, Markenbotschafter zu gewinnen, die jeder kennt.“

Wir unterstützen junge Leute, die am Anfang ihrer Karriere stehen, mit uns gemeinsam wachsen wollen und voll und ganz hinter unserer Marke und den Produkten stehen.

WatchPro: Sie haben dem Uhrenjahr 2021 die Note „Gut“ gegeben. Was tut Maurice Lacroix, damit 2022 ein „Sehr gut“ bekommt?

Stéphane Waser: Produkte auf den Markt bringen, die noch mehr auf die Zielgruppe zugeschnitten sind. Und zum anderen werden wir Ende April auch ein Produkt launchen, das wir teilweise deshalb produziert haben, weil wir auf die Stimmen aus dem Markt, auf unsere Händler und Konsumenten gehört haben. Seien Sie gespannt!

 

Antje Heepmann

Nach dem Studium der Germanistik begann ich 1999 meine journalistische Laufbahn als Volontärin beim Branchenmagazin „U.J.S. Uhren Juwelen Schmuck ”. Bis 2018 blieb ich zunächst als Redakteurin und...

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