Nachdem das Magazin Miss Tweed mit Bezug auf eine Quelle mit Erkenntnissen aus erster Hand Ende Februar dieses Jahres darüber berichtet hatte, dass der Pôle Horloger samt dem Uhrwerkehersteller Vaucher Manufacture Fleurier und der Uhrenmarke Parmigiani Fleurier zum Verkauf stehen würde, legte im Frühjahr die französischsprachigen Schweizer Zeitung Le Temps nach.
Bestätigt wurden die Verkaufsabsichten offizielle nie, die Gerüchteküche brodelt seitdem aber stetig. So zitierte im Sommer die Schweizer Handelszeitung den Manager einer großen Uhrenmarke so:
„Wir sehen die Leute von LVMH derzeit so häufig in der Schweiz, dass etwas eindeutig ist: Sie sind dabei, zu attackieren.“
Nun hat eben die Marke bei Frédéric Arnault (Chef der LVMH-Uhrendivision, Bild) und Jean-Christophe Babin (CEO von Bulgari), ganz direkt nachgefragt und eine klare Antwort bekommen.
„Richtig ist, dass wir da sehr gute Beziehungen haben. Aber aufgrund unseres industriellen Set-ups, das schon konsequent ist, besteht kein Interesse an Vaucher, wir haben deshalb kein Angebot gemacht“, stellt Frédéric Arnault im Doppelinterview mit der Handelszeitung fest. „Jede unserer Marken hat ihr eigenes Werk. Und ohnehin haben wir mit Zenith und ihrem El-Primero-Kaliber einen Schatz, den man für die ganze Gruppe weiterentwickeln kann. Was wir auch tun werden.“
Ob bewusst oder nicht, eine Aussage für die Zukunft ist dies nicht.
Wenn es aber über die Uhrenmarken geht, die der LVMH bereits gehören, dann gibt Arnault durchaus einen Ausblick auf die Zukunft preis und betont, dass mehrere Marken das Zeug dazu hätten, beim Umsatz-Ranking der Uhrenmarken von Morgan Stanley und LuxeConsult in der „Club der Milliardäre“ aufzusteigen, welche mehr als eine Milliarde Umsatz jährlich machen. TAG Heuer und Hublot wären Kandidaten.
„Beide werden sehr bald im Club sein“, sagt er gegenüber der Handelszeitung. „Und die Milliarde weit übertreffen. Schaut man den Sell-out an, also den Umsatz, der mit den Uhren inklusive Distribution erzielt wird, wären wir schon lange im Club der Milliardäre. Einige Mitbewerber sind in Bezug auf die Distribution mit eigenen Boutiquen sehr integriert, was die Zahlen etwas verzerren kann. Wir haben ein einzigartiges Portfolio mit Uhrenmarken, die stark komplementär sind.“
Angesprochen auf die Tatsache, dass die Schweizer Uhrenindustrie immer weniger Uhren verkauft, sagte Jean-Christophe Babin:
„Die generelle Tendenz in den letzten Jahren ist klar: Die Branche verzeichnet bei den Stückzahlen einen Rückgang, in Bezug auf den Wert aber eine Zunahme – die Musik spielt immer stärker im mittleren und im oberen Preissegment. Das kommt uns zugute, da wir keine Marke im Einsteigerbereich haben. Das läge nicht im Wesen der LVMH-Gruppe, wir sind eher im Bereich des Hyperluxus aktiv als bei den Massenkonsumgütern.“
Und nicht nur das, wie Arnaults unmissverständlich klarstellt:
„Und wir werden unsere Uhrenmarken tendenziell noch höher positionieren. Diese Élevation des marques ist mir wichtig.“