Nachdem die als Pink-Panther-Bande bezeichnete kriminelle Vereinigung über Jahre mit einer spektakulären Raubserie auf Juweliere ganz Europa in Atem gehalten hatte, wurde unter anderem der Chef Milos V. nach einem Überfall auf den Juwelier Zegg im Schweizer Samnaun im Jahr 2018 gefasst.
Milos und einer seiner Komplizen wurden nun im Frühjahr letzten Jahres nach Österreich ausgeliefert. Der Boss erhielt dort vor dem Gericht in Innsbruck als Strafe zwölf Jahre und sieben Monate, sein Komplize acht Jahre und einen Monat.
Die Kriminalisten Klaus Erlacher und Gernot Tötzer sind sich einig: „Jetzt herrscht in Sachen Juwelierüberfälle wieder Ruhe.“ Denn von den 20 Mitgliedern der Milos-Bande seien 15 hinter Gittern, fünf flüchtig: „Aber das sind ja nur kleine Fische.“
Angefangen hatte die Raubserie im Dezember 2010 mit dem Überfall auf den Klagenfurter Juwelier Heller, bei dem vier bewaffnete Männer die Anwesenden bedrohten und mit Äxten die Vitrinen einschlugen. Sie erbeuteten Schmuck und Uhren im Wert von 384.000 €. Die Vorgangsweise der Räuber glich den Praktiken der „Pink Panthers”, militärisch organisierte Banden aus Serbien, die international auf Raubzügen in ganz Europa viele Millionen erbeutet haben.
Benannt wurden sie von Interpol nach den gleichnamigen Inspektor-Clouseau-Kriminalkomödien aus den 1960er-Jahren mit Peter Sellers in der Hauptrolle. Dabei handelt es sich um eine Art Netzwerk, die sich immer wieder nach einem nicht erkennbaren System neu zu Kleingruppen zusammenfindet, um Überfälle zu begehen.
Zwei Jahre nach Klagenfurt folgte ein Überfall in Salzburg, danach einer in Innsbruck. Dabei konnten drei Täter gefasst werden. Die Überfälle hörten aber nicht auf. Die damaligen Kärntner Chefermittler Kurt Rautz und Klaus Erlacher erinnern sich: „Wir konnten wichtige Spuren und Überwachungsfotos sammeln. Die wurden dann international abgeglichen.” Doch die Raubserie ging europaweit weiter, auch wenn immer wieder nach Überfällen Verdächtige gefasst werden konnten.
Bei den entsprechenden Verhören fiel immer wieder der Name Milos V., der als Kopf der Bande galt, die Überfälle organisierte und meist Leute in Geldnöten rekrutierte, die für ihre Dienste lediglich 2.000 € erhalten haben sollen.
Im Landeskriminalamt Wien war der Kriminalist Gernot Tötzer in engem Kontakt mit Interpol federführend an der Aufklärung der Raubserien beteiligt. „Die Kärntner haben einen Haftbefehl gegen Milos erwirkt. Der dürfte aber Wind davon bekommen haben und ist in Serbien untergetaucht“, berichtete dieser. Von dort aus hat er weitere Raubzüge organisiert.
Damit war aber am 3. April 2018 Schluss, als Milos aufgrund von „Personalmangel“ selbst an dem Überfall auf den Juwelier Zegg in Samnaun teilnahm und auf der Flucht mit der 2,8-Millionen-Beute gefasst wurde.