Als Rolex die Juwelierskette Bucherer als ersten Partner für das eigene „Certified Pre-Owned“–Programm ankündigte, waren die Sammler gespannt auf die Preisstrategie.
Dabei hat es am Ende niemanden überrascht, dass die Modelle, die von Rolex selbst zertifiziert werden, mehr kosten als bei anderen Plattformen von Secondhand-Uhren.
Mit 50 Prozent mehr hatten aber wohl die wenigsten gerechnet. So viel höher liegen bei manchen Modellen die Preise über denen auf dem sonstigen Secondhandmarkt.
Für Bucherer – und mittlerweile unter anderem auch für Beyer Chronometrie – ist es eine große Herausforderung, mit anderen Anbietern zu konkurrieren, die ihre Rolex beispielsweise bei eBay oder Chrono24 verkaufen.
Dabei betont Rolex, dass man die Preise der von Bucherer verkauften CPO-Uhren nicht festlegen würde. Der höhere Preis würde sich ergeben durch die umfassende Wartung, die Authentifizierung und Aufarbeitung durch von Rolex akkreditierte Uhrmacher sowie die zweijährige Rolex-Garantie.
Der Mitbegründer von WatchBox, Danny Govberg, sagte gegenüber WatchPro zum Zeitpunkt der Einführung des „Rolex Certified Pre-Owned“-Programm bei Bucherer, dass die Preise mit zunehmender Konkurrenz sinken würden.
Aber nachdem nun auch die Watches of Switzerland Group zum Rolex-CPO-Programm gehört und ähnliche Preise wie Bucherer aufruft, wurde klar, dass die Kräfte des freien Marktes hier nicht zu gelten scheinen.
Nun sind die Karten aufs neue gemischt worden. Die 2017 von Danny Govberg, Justin Reis und Tay Liam Wee gegründete Pre-owned-Uhrenplattform WatchBox hat drei familiengeführte Juweliere gekauft, und zwar Govberg, Radcliffe und Hyde Park Jewelers.
Alle Unternehmen werden unter dem gemeinsamen Namen „The 1916 Company“ operieren und so Primär- und Sekundärmärkte verbinden, um dem Konsumenten die ganze Welt der schönen Uhren präsentieren zu können. Es ist ebenfalls Teil des „Rolex Certified Pre-Owned“-Programms.
WatchPro hat daher die aktuellen CPO-Preise für Rolex-Uhren geprüft, um zu sehen, ob Danny Govberg vielleicht doch Recht behält.
Eine kurze Suche nach den am häufigsten gehandelten gebrauchten Rolex-Uhren ergab, dass sie von bei „The 1916 Company“ etwa 20 Prozent günstiger als bei Bucherer sind und viel näher an den aktuellen Marktpreisen liegen.
Beispielsweise wird eine von Rolex zertifizierte, gebrauchte „GMT-Master II Batman“ (Ref. 126710BLNR-0002) von Govberg/1916 für 19.950 US-$ angeboten. Genau die gleiche Uhr wird von Bucherer für 24.500 US-$ angeboten.
Der Bloomberg Subdial-Index, der die Preise auf dem Sekundärmarkt für Uhren verfolgt, besagt, dass der aktuelle Durchschnitts-Preis für eine „Batman“ 16.481 US-$ beträgt.
Kunden sind vielleicht bereit, bei „The 1916 Company“ 3.500 US-$ extra für das Privileg einer Rolex-Garantie, Box und Papiere zu bezahlen. Aber fast 10.000 US-$ mehr, um bei Bucherer zu kaufen? Wir werden sehen.
Wie wäre es mit der begehrten „Daytona“ aus Stahl, Ref.-Nr. 116500LN (schwarzes Zifferblatt, Keramiklünette)? „The 1916 Company“ hat ein 2020er-Modell für 30.950 US-$ im Angebot. Bei Bucherer kostet eine 2018er-Version derselben Uhr 36.000 US-$.
Laut Bloomberg Subdial beträgt der Marktpreis 25.412 US-$.
Eine Annäherung der Preise scheint es zwar zu geben, aber eine echte Angleichung ist noch nicht erfolgt. Man wird sehen. Die Karten sind ja gerade erst neu vergeben worden.