Die Investmentgesellschaft NRDC Equity Partners und BB Kapital, das Family Office von Bernd Beetz, planen, die insolvente Galeria Karstadt Kaufhof GmbH (Galeria) zu übernehmen und 76 Filialen weiter zu betreiben, während folgende 16 Filialen geschlossen werden sollen: Augsburg, Berlin Ringcenter, Berlin Spandau, Berlin Tempelhof, Chemnitz, Essen, Köln Breite Straße, Leonberg, Mainz, Mannheim, Oldenburg, Potsdam, Regensburg Neupfarrplatz, Trier Fleischstraße, Wesel und Würzburg.
Das Konsortium strebt die Übernahme und Finanzierung von Galeria im Rahmen eines Insolvenzplans an. Der Insolvenzverwalter der Galeria Karstadt Kaufhof GmbH, Rechtsanwalt Stefan Denkhaus von der Kanzlei Böge Rohde Lübbehüsen (BRL), will den Plan Ende April beim Amtsgericht Essen einreichen; die Gläubigerversammlung wird voraussichtlich Ende Mai darüber abstimmen.
Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus:
„Wir haben intensiv mit zwei potenziellen Investoren verhandelt und uns gemeinsam mit dem Gläubigerausschuss für die beiden Investmentgesellschaften BB Kapital und NRDC Equity Partners entschieden. Sie haben uns mit unternehmerischem Mut, einem tragfähigen wirtschaftlichen Konzept und nachgewiesener finanzieller Solidität überzeugt.“
„Wir glauben an die Zukunft von Galeria und haben nur einen Fokus: das Warenhaus. Wir wollen langfristig investieren, entwickeln und wachsen. Die nächsten Wochen sind entscheidend, um die Voraussetzungen für ein solides Geschäftsmodell zu schaffen. Wenn diese Voraussetzungen erfüllt sind, können wir Galeria auf einen erfolgreichen Kurs bringen“, sagt Bernd Beetz.
Beetz ist ehemaliger CEO von Coty Inc. sowie ehemaliges Galeria-Aufsichtsratsmitglied und bringt umfangreiche unternehmerische Erfahrung in der internationalen und deutschen Einzelhandelsbranche in das Unternehmen ein. Unter seiner Führung hat sich der Umsatz von Coty von 1,3 Milliarden Dollar auf 4,7 Milliarden Dollar fast vervierfacht. Vor seinem Eintritt bei Coty war Beetz bei LVMH Moët Hennessy Louis Vuitton für den weltweiten Geschäftsbereich Modeparfüm und Kosmetik von Christian Dior verantwortlich. Davor war Beetz 20 Jahre in verschiedenen Managementpositionen bei Procter and Gamble (P&G) in Deutschland, Frankreich, Italien, der Schweiz und der Türkei mit anschließender gesamteuropäischer Verantwortung tätig.
„Galeria ist mehr als nur ein Kaufhaus; es ist eine ikonische Marke, die von allen Deutschen gemeinsam erlebt wird und die Eigentümer verdient, die bereit sind, sie als Ganzes zu betreiben“, sagt Jack Baker, Founding Partner, NRDC Equity Partners.
Und Galeria-CEO Olivier Van den Bossche erklärt:
„Wir haben vor drei Monaten mit Beantragung des Regelinsolvenzverfahrens den Befreiungsschlag für Galeria Karstadt Kaufhof begonnen. Ziel war es, durch einen Eigentümerwechsel die Lösung aus der Umklammerung der alten Eigentümerstruktur zu erreichen. Wir wollten dabei Galeria als Ganzes in einer wettbewerbsfähigen Größe erhalten und die Strategie der konsequenten lokalen Ausrichtung fortsetzen. Heute sind wir diesem Ziel entscheidend nähergekommen. Gemeinsam mit unserem künftigen Eigentümer können wir nach Aufhebung des Verfahrens unseren bereits erfolgreichen Weg fortsetzen.“
Bei der Bestimmung des Filial-Portfolios haben neben den soziodemografischen Rahmenbedingungen die Mieten eine entscheidende Rolle gespielt.
„Als Ziel haben wir einen marktüblichen Mietkorridor von sieben bis elf Prozent des Umsatzes definiert, um die jeweilige Filiale wirtschaftlich rentabel betreiben zu können“, erklärt Insolvenzverwalter Stefan Denkhaus.
„Wir haben für den Erhalt jeder einzelnen Filiale hart verhandelt. Nicht nur im Interesse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, sondern auch im Hinblick auf lebendige Innenstädte. Bedanken möchte ich mich insbesondere auch bei Prof. Torsten Martini und seinem Team. In harten, aber stets fairen Verhandlungen ist es uns gemeinsam gelungen, für die Mehrheit der Filialen, die im Eigentum von insolventen Signa-Objektgesellschaften stehen, Mietverträge zu unterzeichnen. Dort, wo uns mit den Vermietern ein wirtschaftlich vertretbares Ergebnis trotz größter Bemühungen aller Beteiligten und trotz der Unterstützung durch die Politik nicht zu erzielen war, können die betreffenden Häuser nicht fortgeführt werden. Dafür haben wir gemeinsam mit dem Sozialpartner eine sozialverträgliche Lösung für die betroffenen rund 1.400 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erarbeitet.”
Olivier Van den Bossche ergänzt:
„Wir werden alles tun, um unser Geschäft in eine erfolgreiche Zukunft zu führen. Dazu sehen wir nicht zuletzt durch unsere Umsatzentwicklung im laufenden Geschäftsjahr gute Voraussetzungen. Wir werden unsere Strategie der lokalen Ausrichtung konsequent weiter fortführen. Außerdem werden wir bestehende Kooperationen ausbauen und noch weitere, bedeutende Partnerschaften dazugewinnen, um unseren Kundinnen und Kunden das bestmögliche Einkaufserlebnis zu bieten. In diesem Zuge wird es zudem weitere Investitionen in die Filialen geben. Bei unseren bisher zehn erfolgreich modernisierten Filialen haben wir zum einen wichtige Erkenntnisse für die Effizienzsteigerung der Umbaumaßnahmen gewonnen. Zum anderen sehen wir, dass diese zehn Häuser erheblich besser arbeiten als Vergleichsfilialen. Deshalb werden wir auch diesen Weg nach vorn weiter gehen und den Umbau unserer Filialen kontinuierlich und in einem angemessenen Tempo parallel zum Tagesgeschäft fortsetzen.“
Nächster Schritt im Insolvenzverfahren ist die vom Amtsgericht Essen für den 28. Mai angesetzte Gläubigerversammlung in der Messe Essen.